Spendenbrief 2020
Liebe Freund(innen) und Unterstützer(innen) des Pidecafé-Projekts!
Weltweit und im Besonderen auch in unserem Projektland Peru hält uns die Corona-Pandemie immer noch in Atem. Peru gehört zu den am meisten betroffenen Ländern und hat leider eine Todesrate der COVID-19 Patienten, die höher als in Brasilien liegt. Unter den nunmehr über 35.000 peruanischen Toten befindet sich auch leider unser Freund und Projektleiter aus dem nordpeuanischen Tambogrande, Julio Silupú García, der an den Folgen der Corona-Erkrankung im Juni dieses Jahr kurz vor seinem 70. Geburtstag gestorben ist. Bei der abgesagten Projektreise war auch ein Besuch bei ihm und seiner Familie geplant: Er wollte seinen runden Geburtstag mit uns feiern. Dieses traurige Ereignis hat uns schockiert und fassungslos gemacht. Seit dem Jahr 1988 haben wir mit Julio und seiner Nichtregierungsorganisation (NRO) „Sobrevivir“ zuammengearbeitet und eine Vielzahl von Projekten im Gesundheits-, Bildungs- und Infrastrukturbereich auf den Weg gebracht und verwirklicht. Wir danken Julio für seinen Einsatz und haben im Namen der Unterstützer(innen) der Projektarbeit in Tambogrande der Familie und den Freund(innen) unserer Partner-NRO kondoliert.
Für die 14 angemeldeten Teilnehmer(innen) aus Weltläden und Aktionsgruppen war es sehr schade, dass die Projektreise nach Tambogrande und in die Kaffeegebiete Nordperus nicht stattfinden konnte. Zum großen Teil waren die Flugtickets schon gebucht und die Planungen weit fortgeschritten. Die Erkenntnisse aus dieser Reise hätten uns und unserer Arbeit sicher sehr gut getan. Momentan können wir nicht sagen, wann und wie eine solche Projektreise wieder stattfinden kann.
Es ist völlig klar, dass in einem Land wie Peru eine Pandemie wie Corona nur schwer zu stoppen oder zu mildern ist. Zum einen ist das staatliche Gesundheitssystem defizitär und eine private Krankenversorgung können sich nur wenige leisten. Zum anderen müssen viele Menschen als „ambulantes“ und „informales“, also inoffiziell Gewerbetreibende, ihren Lebensunterhalt auf der Straße verdienen und können nicht so ohne weiteres in Quarantäne gehen. In den Krankenhäusern fehlen Beatmungsgeräte und Sauerstoff zumal eine Sauerstoffflasche, die man selbst besorgen muss, 60 US-Dollar kostet - unerschwinglich für eine peruanische Familie mit durchschnittlichem Einkommen.
Etliche, stark an COVID 19 erkrankten Angehörigen von Kleinbauernfamilien im Pidecafé-Anbaugebiet konnte in den vergangenen Monaten mit
unserem Gesundheitsfonds geholfen werden. Vor allem Krankenhausaufenthalte mit intensivmedizinischer Betreuung, oftmals künstlicher
Beatmung, konnten finanziell unterstützt werden. Diesen Fonds wollen wir im Jahr 2021 mit Spendengeldern deutlich aufstocken.
Wir sind nun aber froh darüber, dass unsere Partnerorganisation PIDECAFÉ-Progreso nach dem totalen Lock-Down seit Juli wieder vor Ort in
den Kaffeedörfern Beratung durchführen und Aktivitäten mit den Kleinbauernfamilien bestreiten kann.
Es zeigt sich aber auch jetzt in der Krise, dass unsere Projektarbeit in 32 Jahren, die auch viele Gesundheits- und Bildungsprojekte beinhaltete,
aber auch nachhaltige Erzeugungs- und Vermarktungsstrukturen aufgebaut hat, einen großen Effekt hat. So wurden und werden auch in der
Corona-Krise erfolgreich der PIDE-Kaffee, aber auch Rohrzucker und Kakao über den fairen Handel vermarktet.
Pidecafé
Das große Anbau,- Qualitäts- und Vermarktungsprojekt in den sieben Kaffeedörfern im Distrikt Huarmaca und darüber hinaus wird Ende des Jahres 2020 ab sein. Es werden bis dahin 330.000 € investiert sein. Das Projekt hatte im Jahr 2015 mit der Verbesserung der Lebensgrundlagen der Dorfbewohner(innen) begonnen : mit der Einrichtung von Gemüsegärten, Mischkulturen in den Kaffee-Parzellen, Aufforstung, verbesserten Küchen mit Kochherden, Schulbibliotheken und Promotorenausbildung. Weiter ging es mit dem ökologischen Kaffee- und Zuckerrohranbau sowie dessen Aufbereitung, Verarbeitung und Qualitätssicherung bis hin zur Vermarktung. Dadurch soll nachhaltig über den fairen Handel ein Familieneinkommen generiert werden, das den Familien ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Wir glauben, es ist nach sechs Jahren Projektarbeit nicht übertrieben, zu sagen, dass dies in ganz hohem Maße gelungen ist. Jedenfalls wird aus der Region Huarmaca Rohkaffee und Rohrzucker in erheblichem Umfang vermarktet und exportiert. Daneben haben sich die Lebensgrundlagen ganz entscheidend verbessert. Ernährungsmängel und Fehlernährung sind zurückgegangen und die Umstellung auf Öko-Anbau und die Aufforstung führten zu höherer Lebensqualität bei immer noch akzeptablen landwirtschaftlichen Erträgen. Wir sind dem Bundesentwicklungs-Ministerium (BMZ) für seine Ko-Finanzierung und vor allem den Spender(innen) dankbar, ohne die ein Projekt in dieser Dimension und mit dieser nachhaltigen Wirkung unmöglich gewesen wäre.
Als neues Projekt haben wir seit dem 1.7. 2020 mit dem „Projekt der 14 Dörfer“ begonnen. Da der Distrikt Huarmaca 160 Dörfer hat und als sehr arm gilt, halten wir dort in den nächsten Jahren an unserer Projektarbeit fest.
Hier stehen in den kommenden drei Jahren bis Mitte 2023 die Grundlagen-Projekte an, die zunächst die Lebensbedingungen der 650 Kleinbauern- Familien verbessern sollen. Für diese Projektarbeit möchten wir jährlich etwa 55.000 € aufbringen, um die Personalkosten für zwei Agraringenieur(innen) sowie kleinere Investitionen für die Kleinbauernfamilien zu finanzieren (verbesserte Kochherde und Küchen, Schulbibliotheken, Saatgut für die Gemüsegärten und das Anlegen der Mischkulturen sowie das Pflanzgut für die Aufforstung). Wir legen Wert darauf, dass die Dorfbewohner(innen) vor Ort von den Schulungen und Workshops profitieren und infolge der Beratung das Gelernte und Geübte dann auch anwenden können. Dazu dient auch die Ausbildung von je 10 Promotor(innen) für die 14 Dörfer. Wir sind froh, dass Maria Villegas von PIDECAFÉ-Progreso als bewährte Agrartechnikerin, die seit dem Jahr 2012 in Huarmaca arbeitet, auch dieses Projekt maßgeblich betreuen wird.
Anschließend soll es um den nachhaltigen ökologischen Kaffee- und Zuckerrohranbau
und die Aufbereitung und Vermarktung zu guten Bedingungen gehen.
Hierzu müssen Kaffee-Schälmaschinen beschafft werden und Trocknungsanlagen
entstehen. Die Agrarfachleute vor Ort werden die Bewirtschafter(innen)
in Fragen des biologischen Pflanzenschutzes und der biologisch-organischen
Düngung beraten, um mittelfristig bei ordentlichen Erträgen und Qualitäten
marktfähige Produkte für einen anspruchsvollen Weltmarkt erzeugen zu
können. Letztlich kann nur über eine hervorragende Qualität sowie die Bio-Zertifizierung,
verbunden mit fairen Handelsbedingungen, ein kostendeckender
Marktpreis erzielt werden, mit dem Produzentenfamilien ihren Lebensunterhalt
bestreiten und ihren Kindern eine gute Ausbildung gewährleisten können.
Ziel ist es, durch dieses anspruchsvolle Projekt, weiteren 650 Familien eine eigenständige
faire Einkommensentwicklung unter guten Lebensbedingungen zu
ermöglichen.
Netztwerk Bergwerk
Leider werden auch im Pidecafé-Anbaugebiet weiterhin Flächen für die Edelmetallgewinnung konzessioniert, die dem Anbau von Nahrungsmitteln sowie Kaffee und Zuckerrohr dienen. Damit wird zunehmend zum einen die eigene Versorgung mit Nahrungsmitteln, zum anderen die Erzielung eines Einkommens durch die Vermarktung von Rohkaffee und Rohrzucker in Ökoqualität unmöglich gemacht. Mit Schenkungen von Lebensmitteln und Medikamenten versuchen sich die ausländischen millionenschweren Minenkonzerne bei den Kleinbauern beliebt zu machen, damit sie ihr Land veräußern. Die Landflucht und Verarmung ist so wegen einer korrumpierenden Zuwendung vorprogrammiert. Wenn die Bauernfamilien nicht freiwillig ihre Ländereien freigeben, wird oft mit Gewalt und Bestechung nachgeholfen. Das Netzwerk Bergwerk klärt die Betroffenen über ihre Rechte auf, gewährt ihnen Rechtsschutz und verhindert Straffreiheit bei den Peinigern. Durch Demonstrationen und weitere Öffentlichkeitsarbeit wird die Bevölkerung über die gesundheitlichen und ökonomischen Folgen des offenen Tagebaus informiert. Statt einer Maximierung der Gewinne von wenigen weltweit agierenden Konzernen sollen nachhaltige Arbeitsplätze in der Landwirtschaft erhalten werden.
Wir möchten Ihnen nun ganz herzlich für Ihre Spenden
bedanken, die es uns in den letzten Jahren ermöglicht
haben, die verschiedenen Projekte in Nordperu zu verwirklichen
und bitten Sie, unsere Arbeit auch weiterhin durch
Ihre Spenden zu unterstützen.
Bitte unterstützen Sie unsere Projekte auch in diesem Jahr!
Wir wünschen Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und
ein gutes, friedliches und vor allem gesundes Jahr 2o21